Gedanken zum bedingungslosen Grundeinkommen
Es wird hitzig diskutiert, ist mal mehr, dann wieder weniger öffentlich präsent. Ganze Webseiten widmen sich dem Thema, wie beispielsweise mein-grundeinkommen.de, wovon der Gründer (Michael Bohmeyer) ganz genau weiß, was die Idee so kostbar macht, da er in einer ähnlich glücklichen Situation war (siehe Wikipedia), wie es das bedingungslose Grundgehalt für andere bedeuten könnte. Viele sind ebenso bedingungslos dafür, wie das Einkommen selbst bedingungslos sein soll, andere ebenso bedingungslos dagegen. Aber womöglich läge die Lösung im goldenen Mittelweg. In einem Mehrstufenplan.
Wie gewonnen, so zeronnen
Auch ich war mal in der glücklichen Situation, ein Business aufgebaut zu haben, das es mir ermöglicht hätte, durch Erspartes und den Verkauf des Geschäfts, etwa fünf Jahre lang angenehm leben zu können. In der Zeit hätte ich endlich schreiben und dieses ganze Projekt hier aufbauen können. Ein Traum! Leider machte ich ein, zwei Dinge falsch, vor allem aber wurde ich Opfer einer unfairen und willkürlichen Entscheidung und ich verlor alles.
Es folgten acht Jahre Arbeit als Angestellter, um weiter meinen Lebensunterhalt zu verdienen. So weit so gut, so ist das Leben und ich hatte / habe Glück mit meinen Chefs, den Kollegen und allem drumherum. Nur eines war mir in den acht Jahren nicht möglich: Meinen Traum zu leben. Ihn aufzubauen und wahr werden zu lassen. Zu viel Zeit, Kraft, Energie und Aufmerksamkeit kostete mein Job. Gedanklich musste ich mich auf andere Dinge fokussieren und in mir herrschte acht Jahre lang Krieg in Gestalt von Gedanken wie: "Man, eigentlich willst du doch schreiben, heute hattest du wieder einmal keine Lust und Energie dafür, wie lange willst du noch warten, ..." und so weiter. Ganz ähnlich wie die Textzeile "Du willst noch leben irgendwann, doch wenn nicht heute, wann denn dann? Denn irgendwann ist auch ein Traum zu lange her ..." aus dem Lied Kein Zurück von Wolfsheim (siehe YouTube bei Minute 2:34). Innovative Gedanken gepaar mit der Pflicht, den Lebensunterhalt zu bestreiten kann sich anfühle wie ein unmöglicher, täglicher Spagat zwischen Gegenwart und Zukunft: Die zu große Kluft zerreißt einen förmlich.

Erst eine Katastrophe konnte mich retten
Sei|$name, sei|$name, sei|$name, sei mir jetzt bitte nicht böse oder neidisch, wenn ich gleich erzähle, welch große Chance mir persönlich Corona eröffnete. Ich weiß natürlich, dass die gesamte Pandemiezeit 2020/21 eine unfassbare Katastrophe war. Nervlich, gesundheitlich und nicht zuletzt gingen sehr viele Menschen richtig derb pleite. Doch ich hatte genau dies, mein "persönliches Corona" bereits im Jahr 2012. Ich war ruckzuck nicht nur verschuldet, sondern überschuldet und musste mich langsam und mühevoll wieder aufrappeln.
Genau deswegen bin ich ja so sehr dafür, dass wir die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens auf jeden Fall weiterverfolgen müssen! Es darf nicht jedes Mal erst eine Pandemie notwendig werden, die millionen von Menschen Elend bringt, nur damit einige wenige vielleicht auch das große Glück darin finden können, sich selbst neu zu erfinden. Ich finde die Bedingungen, die für mich "notwendig" waren ganz furchtbar! Doch auf einmal hatte ich sie: Die Zeit! Als kinderloser Single erst recht. Auch hier muss man nun nicht neidisch sein. Kinderloser Single zu sein in einem kalten, langen Lockdownwinter ist auch alles andere als einfach.
Zwei Dinge weiß ich sicher
Zurück zum Thema. Was die Vor- und Nachteile, die Pros und Kontras, Kosten und Nutzen, Möglichkeiten und Hürden der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens angeht, möchte ich hier nicht erörtern. Da gibt es andere Seiten auf denen sich auch deutlich kompetentere Leute als ich es bin damit beschäftigen. Doch zwei Dinge weiß ich mit Sicherheit:
- Wir leben im 21. Jahrhundert. Und kein Mensch, der eine brennende Berufung in sich spürt, die womöglich auch noch zum Wohle Vieler führen könnte, anstatt nur egoistische Ziele zu verfolgen, sollte daran gehindert werden, diese zu realisieren. Sonst haben wir nichts anderes, als eine moderne Sklaverei. Alles, das einen davon abhält, sich zu entfalten, ist eine Art Gefangenschaft, die auf Dauer nicht nur einen lapidaren Traum eines Menschen platzen lassen, sondern ihm seinen ganz persönlichen Lebenssinn rauben kann. Das darf einfach nicht sein. Nicht heutzutage. Diese Lebensweise ist mindestens so veraltet, wie der Verbrennungsmotor es inzwischen sein sollte.
- Als Angestellter bekam ich Kurzarbeitergeld. Und ich erkannte sofort: "Das ist die, wenn nicht sogar meine allerletzte Chance im Leben". Ich musste diese Zeit so gut wie nur möglich nutzen. In tiefster Dankbarkeit für diese Chance saß ich ab Sommer 2020 tagtäglich an meinen Büchern. Ich schrieb meine Autobiografie (für mich selbst), danach den Roman ... ist wie ein neues Leben und auch Teil 2 der Erinnerungs-Trilogie bekam ich im Winter 20/21 fertig. In Teil 2 wird bestens demonstriert, welch unfassbare Möglichkeiten eine gut genutzte Freiheit bietet. Und zwar nicht im egoistischen Sinne, sondern so, dass andere viel davon haben können. Weit mehr, als die Gesellschaft finanziell investiert hat. Ich programmierte diese Seite und saß beinahe Tag und Nacht an allem. Unzählige Male dachte ich, als ich um 4 Uhr morgens schon am Schreiben oder Programmieren saß, "Wenn du um 7 zur Arbeit müsstest, wäre das jetzt nicht möglich".
Wir gäben primär den Ideen eine Chance.
Der finanzierte Mensch ist lediglich der Transporteur der Idee.
Diese Chance sollte jede(r) bekommen, dessen Herz für eine wirklich gute Sache brennt. Und hier sind wir auch schon bei dem Vorschlag, den ich zum bedingungslosen Grundeinkommen machen möchte.
Es geht dabei um etwas unfassbar Großes. Beinahe das gesamte (Wirtschafts-)System eines Landes würde sich verändern. Dass einen der Gedanke mulmig werden lässt, ist klar. Auch dass ein sofort flächendeckender Versuch extrem gewagt wäre. Und ebenso, dass man es nur sehr schwierig gedanklich durchmodellieren kann. Sehr viele Unbekannte spielen eine Rolle. Wie viele Menschen würden wirklich etwas Großartiges anpacken oder zumindest etwas einigermaßen Sinnvolles? Wie viele würden ihr Grundeinkommen in der ersten Woche in die Kneipe tragen und danach drei Wochen vor Assi-TV auf die nächste Überweisung warten? Und wenn letztere Überhand nehmen würden, was hätte dies für katastrophale Auswirkungen auf das Gesundheitsystem? Wie würde Gewalt durch Unauslastung und Unzufriedenheit zunehmen?
Aber wie rasant könnte sich andererseits eine Gesellschaft unfassbar nach oben katapultieren, würden die Menschen diese Chance zu nutzen wissen? Wie förderlich wäre es binnen kürzester Zeit für alle möglichen Bereiche? Zufriedenheit, wirtschaftlich, gesundheitlich, mental, spirituell und so vieles mehr? Glückliche Menschen sind gesunde, friedliche und nicht zuletzt auch produktive Menschen. Das wiederum fördert die Wirtschaft, entlastet das Gesundheitssystem, ...
Freisein muss man erst wieder erlernen
Viele müssen sich an Freiheit erst einmal gewöhnen! Ich persönlich bin jemand, der das definitiv kann. Meine Schwester sagte hingegen beispielsweise über meine damalige Selbstständigkeit: "Ich könnte das nicht. Wenn ich aufstehen dürfte, wann ich wollte, würde ich jeden Tag ausschlafen und wohl gar nix auf die Reihe bekommen." Bewundernswert ehrlich. Also ist die Lösung relativ klar:
Das bedingungslose Grundeinkommen sollte anfangs durchaus an ein paar Bedingung geknüpft werden:
- Hat der Interessierte bereits eine Idee, die wirklich nach Verwirklichung drängt und ist diese Idee nicht rein egoistischer Natur, sondern möchte da etwas aufgebaut werden, von dem die Gesellschaft zumindest ein kleines bisschen profitiert (verglichen mit der jetzigen Beschäftigung)?
- Kann der-/diejenige den Leidensdruck, sich nicht entfalten zu können, plausibel zeigen? (Denn einige stört ihre "Sklaverei" gar nicht so wirklich)
- Eine gewisse Grunddisziplin, die meinetwegen auch gerne etwas überwacht werden darf. Immerhin möchte man was vom Staat, da darf der Staat auch ein wenig schauen, ob auch keine "grobe Veruntreuung" geschieht. Stichwort Kneipe.
Pioniere vor. Als Vorbild. Zur Sicherheit. Als stets wachsender Versuchsballon.
Auf diese Weise ist ziemlich sichergestellt, dass nur Menschen, die bereits die Reife für dieses Konzept entwickelt haben, zu den "ersten Auserwählten" gehören. All jene können dann bereits für die "zweite Generation" ein Beispiel sein, zeigen, wie es funktionieren kann. Ich finde, das wäre ein guter erster Schritt in Richtung bedingungsloses Grundgehalt. Ein bisschen wie die einstige Idee der "Ich-AG" – diesmal aber in gut. Und weniger bürokratisch, mehr Augenmerk auf soziale Komponenten, weniger auf rein wirtschaftliche Erfolgsaussichten.
Eine gesunde Gesellschaft braucht mehr, als rentable Geschäfte. Sie braucht auch gute und verwirklichte Ideen, glückliche Menschen, die andere inspirieren und mit Tatendrang "anstecken" können. Ganz im Geiste meiner Bücher. Diese Freiheit für Entfaltung, darf nicht einer reichen Elite alleine vorbehalten sein, die von Beruf Sohn oder Tochter sind und die oft gerade deswegen womöglich jetzt nicht soooo sehr ihre sozialen Sensoren entwickeln mussten, alleine schon, weil sie soziale Probleme niemals erlebt haben (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel!)
Die Politik ist voll von dieser Weltfremdheit und Unerfahrenheit. Und wozu führt's?
Chris Smyth